In Memoriam Robert Schleich

Teil II

In Memoriam
Robert Schleich, Oberstudienrat a.D., Uhrmachermeister in München, 26. Juli 1981


III.II. Die Kleinuhren

III.II.I. Tragbare Uhren


sind seit dem 15. Jahrhundert bekannt. Sie konnten nur mit Federzug und Unruhe gebaut werden. Die Herstellung von Zugfedern zum Antrieb des Räderwerks war schon sehr früh bekannt. Die Anwendung der Spirale am Regulierorgan durch Christian Huygens fällt jedoch erst auf das Jahr 1675.
Ein Stahlband wurde so lange geglüht und geschmiedet, bis der Kohlenstoff als „Hammerschlag“ fast gänzlich herausfiel und somit das Stahlband gehärtet werden konnte. Das Härten war durch die Waffentechnik schon seit frühester Zeit bekannt.


III.II.II. 15. Jahrhundert
Die Erfindung der tragbaren Uhr ist in Dunkel gehüllt. Sie wird Peter Heinlein (*1479 oder 1485 - †1542), ca. 1510, zugeschrieben, obwohl sie schon wesentlich früher erfolgt sein muß. Es ist keine Uhr von ihm erhalten geblieben. Dagegen ist die Echtheit der Uhr Philipps des Guten von Burgund aus dem Jahre 1430, mit Federzug nachgewiesen (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg). Aus dem Jahre 1450 existiert eine französische Kugeluhr als Weltkugel.


III.II.III. 16. Jahrhundert

Ab 1550 gibt es Dosenuhren, insbesondere eine sog. Bisamapfeluhr aus Frankreich. Aus dem Jahre 1548 stammt eine kleine Uhr, die dem Schlosser Caspar Werner aus Nürnberg zugeschrieben wird. Er lebte von 1528 bis 1557 und errang großes Ansehen durch seine kleinen Uhren.

Da kleine tragbare Uhren in Kutschen und auf Reisen mitgenommen werden konnten, sind solche Uhren auch unter dem Namen „Karossenuhren“ bekannt. Caspar Werner verwandte in seinen Uhren bereits die Federbremse (damals „Stackfreed“ genannt).


III.II.IV. 17./18./19. Jahrhundert

Seit 1630 gibt es Taschenuhren mit Emaile aus Frankreich, die in Blois an der Loire gefertigt wurden. Sie hatten die Form einer Zwiebel und hießen deshalb „Oignon“.

Tragbare Uhren aus dieser Zeit weisen auch die Indikationen der Renaissancezeit auf, ähnlich den Großuhren. Auch die Kleinuhr ist ein Kunstwerk. Alle Uhren dieser Zeit weisen eine Spindelhemmung, Schnecke und Kette auf.

Zu erwähnen ist, daß sich die Form des Spindelklobens in den drei Ländern ihrer Herstellung unterschieden.

England baute einseitig befestigte Kloben, Holland baute beidseitig verschraubte Spindelbrücken, bei denen die Schrauben durch seitlich angebrachte Stege gingen, Frankreich baute nahezu runde Spindelbrücken mit zwei seitlichen Ausbuchtungen für die Schrauben.

Taschenuhren der Barockzeit entsprechen in der Ausführung ganz der barocken Auffassung, sie haben Emailzifferblätter, kunstvolle Emailgehäuse mit Motiven der holländischen Malerei, bunt und farbenprächtig, am Rand häufig mit Perlen besetzt. Die verwandten Emailtechniken waren: Grubenschmelz- oder Emaile champlevé, Zellenemail- oder Email cloisonné und Maleremail oder Emaile des peitres.

Besonders schön ist das Transluzidemail (durchscheinend). Hauptsächlich Nürnberg, Augsburg, Dresden im 17. und 18. Jahrhundert.

Meister der Emaillierkunst waren Jean Petitot, geboren 1607 zu Genf, später arbeitete er in Paris und Blois, sowie Pierre Huaud, geboren 1647, ebenfalls in Genf.

Erst später, in der Biedermeierzeit entstehen in der Schweiz auf breiter Basis wunderbare Email-Uhren, teilweise mit einfachen Spindel- oder Zylinderwerken. Auch die Zentralsekunde kommt in dieser Zeit auf. Von da ab beginnt in der Schweiz die Uhrenherstellung Verbreitung und Ansehen zu gewinnen.

Namen wie Andrien Philippe, Antonie Patek, J. Louis Audermars, Jacques Barthélrmy, Vacheron, Francois Constantin eröffnen die Reihe der hervorragenden Schweizer Uhrenhersteller.

Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts gelang in allen Ländern der Uhrenherstellung der Durchbruch zu neuerer Technik der Uhrwerkskonstruktion für tragbare und kleine Uhren.

Die bedeutenden Erfindungen und Verbesserungen verbinden sich mit Namen hervorragender Wissenschaftler, Handwerker und Künstler, die nicht nur die Uhr als Kunstwerk und Repräsentation betrachteten, sondern darüber hinaus als Zeitmesser mit immer höheren Genauigkeitsanforderungen.

Die Reihe eröffnet ohne Zweifel in Holland Cristian Hygens mit der Einführung seines Pendels und seiner Unruhe mit Spirale. Die Spiralfeder brachte geradezu einen Umbruch hervor und eine Erfindung erfolgte auf die Andere.

Bedeutung gewinnt deshalb die Frage des Patentschutzes. Seit 1. März 474 soll in Venedig ein Patentschutz bestehen, seit 1. Januar 1663 gibt es Patentschutz in England, seit 7. Januar 1791 in Amerika und seit 877 gibt es das Deutsche Reichspatent (DRP, heute DP).


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III.II.V. Uhrenprüfverfahren

Da von den Seefahrt betreibenden Nationen England, Spanien, und Frankreich immer mehr die Forderung nach genauen Schiffsuhren erhoben und auch mit hohen Prämien dotiert wurden, gewinnt der Chronometerbau immer mehr an Bedeutung.

Nachdem Harrison der Durchbruch zu einer befriedigenden Lösung des „Longitudinal-Problems“ gelungen war und er im späten Alter den im Jahre 1740 ausgesetzten Preis von 20.000 £ Sterling erhielt, gewann auch die Frage der Genauigkeitsprüfung von Chronometern immer mehr an Bedeutung.

Hier hat das königliche Observatorium in Greewich als erstes amtliches Institut hervorragendes in der Frage der Bewertung und Prüfung von Chronometern geleistet

Bereits 1769 empfiehlt Ferdinand Berthoud dem englischen Parlament eine Prüfmethode, die aber nicht länger als einen Monat auf einem Schiff dauern sollte.

In dieser Epoche des ausgehenden 18. Jahrhunderts empfahl der Engländer Maskelyne (königlicher Astronom) ein Prüfverfahren über ein Jahr. Es wurde ein Tagesmittel des ersten Monats errechnet und als Basis für die weiteren Monate zugrunde gelegt.

Ab 1840 erfolgte die Qualifizierung von Seechronometern nach einer Kennzahl (Codezahl), die der Astronom Airy vorschlug (Trialnumber). Für die zu prüfende Uhr wurden 29 Wochen hindurch der wöchentliche Gang ermittelt. Die Kennzahl wurde nach der Formel a+2b ermittelt.

a bedeutet die Differenz zwischen dem größten und kleinsten Wochengang,

b bedeutet die größte Gangdifferenz von zwei aufeinander folgenden Wochen.

In der Schweiz befassen sich das Observatorium in Genf sowie das „Offizielle Büro zur Uhrenprüfung“ mit Uhrenbewertungen. In Deutschland stehen die 1875 gegründete „Deutsche Seewarte“ in Hamburg, sowie die Physikalisch-Technische Reichsanstalt in Braunschweig zur Verfügung. Frankreich verfuhr lange Zeit abweichend von Deutschland und England. Die Aufgabe der Uhrenprüfung übernahm das Observatorium in Paris und das französische Uhrenzentrum in Besançon (Ce Te Hors).

Die London Hallmark ist ein Qualitätssiegel, das in der Londoner Goldschmiedeinnung als Feingehalts-und Echtechtheitsstempel verwandt wurde. In der Uhrmacherei bedeutet die entsprechende Punzierung (London Hallmark) die Jahreszahl und den Ort der Herstellung.





IV. Berühmte Uhrmacher

IV.I. England:
Im 13. – 16. Jahrhundert findet man in England nur Schmiedeeiserne Uhren, die als Turmuhren Verwendung fanden. Berühmt ist die Turmuhr von Exeter. Es fehlt in dieser Zeit vornehmlich an geschickten Handwerkern und Künstlern,, so daß die besonderen und wertvollen Uhren meist von ausländischen, deutschen oder französischen Meistern hergestellt wurden, die sehr teuer waren und sich ausschließlich im Besitz der Aristokratie befanden.

Erst ab 1600 lernten auch englische Handwerker insbesondere das Uhrmacherhandwerk (meist Schlosser und Schmiede) und ab Mitte des 17. Jahrhunderts gewann die Uhrmacherei in England zunehmend an Bedeutung. Diese Uhrmacher gehörten der Schlosserzunft an und es verbreitete sich als bald eine Rivalität zu den ausländischen Uhrmachern.

Seit 1631 ist in London eine eigene Uhrmachervereinigung bekannt, die zunächst die vom Ausland kommenden Uhren und Zubehörteile überprüfte und versuchte diese Bedrohung abzuwenden. In der Folgezeit taten sich allerdings beide Gruppen, die ausländischen und einheimischen Uhrmacher, zusammen. Von da an begann das Uhrmacherhandwerk in England zu florieren, was durch die Erfindung des Pendels durch Huygens im Jahre 1650 sehr begünstigt wurde. Besonders unter der Regierungszeit König Charles II. blühte das Uhrmacherhandwerk auf und es begann sich auch ein englischer Uhrenstil (ähnlich dem Barock) zu entwickeln, bei dem in technischer Hinsicht das Pendel richtungsweisend war.

In diese Entwicklungsepoche fällt das Leben und Wirken des berühmten





IV.I.I. Thomas Tompion, geboren 1639 in Northhill/

Man sagt, er sei der „Vater der Uhrmacherei, hätte er vorher nicht Hufnägel gemacht“. Sein Name geht wahrscheinlich auf französischen Ursprung zurück, er bedeutet „Stopsel“, Tampon. Sicher weiß man nur, daß sein Großvater Huf- und Nagelschmied war, was auch von seinem Vater angenommen wird. Es ist nicht bekannt, wo Thomas Tompion gelernt hat. Vermutlich bei einem unbekannten Uhrmacher in London. Er wird jedenfalls als der berühmteste Uhrmacher seiner Zeit bezeichnet und 1671 als „Bruder“ in die Londoner Uhrmachervereinigung aufgenommen. Interessanter Weise existiert in Willington eine Glocke in der St. Lawrence Church, mit der Aufschrift „Thomas Tompion fecit 1671“. Er muß sich also auch auf das Glockengießen verstanden haben.

Manches von Thomas Tompion erfahren wir von Robert Hooke, einem damals berühmten Physiker, der auch mehrere Erfindungen machte und die Uhrmacherei enorm befruchtete. Er ließ fast alle seine experimentellen Versuchseinrichtungen bei Tompion fertigen. Ihm wird die Erfindung des Ankers für Pendeluhren (Hakengang) und der Spirale für tragbare Uhren nachgerühmt. Aufgrund seines skrupellosen Wesens jedoch ist mit Recht zu vermuten, daß er sich mache Erfindungen anderer zu Eigen gemacht hat.

Thomas Tompion fertigte für ihn 1674 den ersten sogenannten „Quadranten“ an, ein astronomisches Instrument um Winkel und Höhen von Gestirnen zu messen. Später wurde dieses Instrument als „Sextant“ noch bekannter.

Thomas Tompion kam mit Robert Hook öfter über Kreuz, da die von Hook verlangten Instrumente nicht immer zur rechten Zeit fertig wurden. Es wäre darob fast zum Bruck der Freundschaft gekommen. Er unterhielt sich mit Hook nicht nur über wissenschaftliche Instrumente, sondern auch über Zahnradschneidemaschienen, Werkzeug aller Art, usw. Es unterschied sich eben der Theoretiker vom Praktiker.

Im weiteren Verlauf lernte Thomas Tompion den Astronomen John Flamsteed kennen, dessen Name auf manchen Uhren zu finden ist. Die Freundschaft zwischen Hook und Tompion dauerte weiterhin an. Die Genialität Tompions in der Anfertigung wissenschaftlicher Instrumente war auch am Königshof sehr geschätzt. Nicht zu Unrecht wird Thomas Tompion die Erfindung, oder besser Anwendung der Zeitgleichung (Äquationsuhren) nachgesagt. Im Jahre 1668 wurde Robert Hook eine neue Uhr aus Italien mit Spiralfederregulierung vorgestellt, die für die Seefahrt enorm wichtig schien.

Robert Hook sah sofort, daß kein Augenblick zu verlieren war und erteilte Tompion unverzüglich den Auftrag eine solche Uhr zu bauen. Es begann ein hefiger Erfinderstreit zwischen Hook und Huygens. Charles II. entschied die bedeutende Erfindung der Spiraluhr für Huygens. Robert Hook leitete 1675 die Grundsteinlegung der Sternwarte in Greenwich. Die beiden ersten Instrumente waren die Uhr und der Quadrant von Tompion. Die Gesamtleitung hatte der berühmte Flamsteed. Die Uhr hatte ein Pendel von 13 Fuß Länge. Es wird vermutet, daß die heute im Britischen Museum in London befindliche Uhr eine aus der damaligen Zeit in Greenwich ist, die von Tompion gebaut wurde.





IV.I.II. Georg Gaham

1696 kommt ein neuer Handwerker in die Werkstatt Tompion. Die Werkstatt hatte damals den Namen “The Dial and Three Crowns“ an der Ecke
Waterlande-/ Fleetstreet in London.
Es war Georg Graham, ein Neffe von Thomas Tompion. Er wurde geboren 1673 in Horsegills, Cuberland. Er trat 1688 bei Tompion in die Werkstatt ein und bald darauf verband die beiden eine tiefe Freundschaft. Graham heiratete später die Nichte von Tompion, Elisabeth Tompion.
1687 kam Edward Banger zu Tompion in die Lehre und seit dem beherrschte das Dreigestirn Tompion, Banger und Graham die englische Uhrmacherei. Es wird behauptet, daß Graham alles wusste, was damals über die Astronomie bekannt war. Berühmt ist ein sogenannter “Orrery“ von Graham, ein Planetarium, das er für den Earl of Orrery anfertigte.
Im Buckingham Palast befindet sich noch heute eine besonders wertvolle Standuhr von Tompion, die „königliche Äquationsuhr“. Auch in der St. Pauls Kathedrale soll die berühmte Uhr von Thomas Tompion gebaut worden sein. Sie tut heute noch ihren Dienst, soll 100 Jahre gehen und schöner sein als die Straßburger Münster Uhr.

Unter der Regierungszeit von König William III. strebte die Kariere Tompions ihrem Höhepunkt zu. Er war der berühmteste Uhrmacher für Groß- und Kleinuhren. Man erzählt, daß er viel, sogar mit Namenszug, kopiert wurde. Eines Tages brachte ein Kunde eine Tompion-Uhr zur Reparatur. Tompion nahm einen Hammer und zerschlug vor den erstaunten Augen des Kunden die Uhr. Dafür gab er aber dem Kunden eine echte Tompion-Uhr.

Am 20. November 1713 starb Thomas Tompion und wurde in der
Westmister-Abbey beigesetzt. Er wurde als Wissenschaftler und Erfinder gleichermaßen berühmt, wie sein Lehrer Robert Hook. Sein Werk wurde von
Georg Graham weitergeführt, der nicht nur seine Werkstätte in der
Waterlane-/Fleetstreet übernahm, sondern auch fast das gesamte Erbe Tompions antrat. Georg Graham starb 1751 und wurde ebenfalls in der Westminster-Abbey, neben Thomas Tompion, beigesetzt.

Das Werk von Thomas Tompion:
Außer zahlreichen Tischuhren, die unter dem Namen „bracket clocks“ bekannt wurden, fertigte er Bodenstanduhren in herrlichster Ausführung, „longcase-clocks“, für die sich das neu erfundene Pendel, seiner guten Regulierfähigkeit wegen besonders eignete. Er fertigte sie als 8-Tage-Uhren, Monatsläufer, ja sogar als Jahresuhren. Eine besonders schöne Uhr dieser Art erhielt König William III. Sie ist ausgestattet mit Repetierschlagwerk, in schwarzem Ebenholzgehäuse mit versilberten und vergoldeten Beschlägen.
Tompion führte das „Sekundenpendel“ ein, das den Sekundensprung anzeigte und eine sehr geeignete Länge von 39,1 inches (994 mm math. Pendellänge) hatte. Es wurde das „königliche Pendel“ genannt, da König Charles der II. Schirmherr der Wissenschaft war. Auch wandte er bereits eine Quecksilberkompensation an.

Das Pendel erforderte auch eine neue Hemmung, denn die bisherige Spindelhemmung war der infolge der großen Schwingungsweite nicht mehr anwendbar. Es setzte sich das Ankerechappement durch und der Streit um diese große neue Erfindung ging erbittert hin und her. Man schreibt diese Erfindung sowohl dem Physiker Robert Hooke, als auch einem hervorragendem Uhrmacher namens William Clement im Jahre 1694 zu. Wesentlich ist die Tatsache, daß im neuen Ankerechappement das Ankerrad senkrecht angeordnet werden konnte. Es blieb aber dem großen Georg Graham (1715) vorbehalten, dieses Ankerechappement in der Form zu verbessern wie wir es noch heute kennen. Diese Hemmung trägt auch seinen Namen.

Fast alle Uhren, auch Kleinuhren, wurden mit dem neu erfundenen Repetierschlagwerk, der „grande sonnerie“ ausgestattet. Auch hier geht der Erfinderwettstreit hin und her.

Das berühmte Repetitionsschlagwerk wird einem Mr. Edward Barlow
(London, *1636 - †1716) um das Jahr 1676 zugeschrieben. Es fand seitdem in allen Repetitionsschlagwerkuhren Anwendung. Jeder Uhrmacher, der eine solche Uhr herstellte bezeichnet es als seine Erfindung. Besondere Bedeutung erlangte das Repetitionsschlagwerk des Mr. Daniel Quare (London, *1632 - †1724), der ebenfalls als Erfinder eines Repetitionsschlagwerks gilt. Ihm wurde 1680 das Patent erteilt. Er stand in Partnerschaft mit Horseman.

Tompion stellte wesentlich mehr Klein- als Großuhren her. Ca. 4 Uhren in der Woche. Er entwickelte bereits eine Serienproduktion mit einer Art Arbeitsteilung. Die Einzelteile waren mit solcher Präzision gefertigt, daß eine Austauschbarkeit gegeben war. Da alle damaligen Kleinuhren mit Spindel und Unruhe gefertigt wurden, bedeutete die Huygens’sche Spirale eine enorme Verbesserung, so daß Tompion sogar schon auf Schnecke und Kette verzichtete. Auch geht auf Ihn die Reguliereinrichtung an der Spirale mit Hilfe zweier Stifte zurück. Seit langem arbeitete Tompion an einer neuartigen Hemmung, die für Kleinuhren tauglicher war als die bisher bekannt Spindelhemmung. Seine bedeutendste Erfindung in dieser Hinsicht war der Vorläufer der Zylinderhemmung, die Sautrog-Hemmung 1695. Diese Hemmung hatte aber infolge großer Reibungskräfte keine große Chance. Erst dem genialen Georg Graham gelang 1725 die entscheidende Verbesserung. Seitdem trat die Zylinderhemmung in ganz Europa ihren Siegeszug an.





IV.I.III. John Arnold

John Arnold genießt nach Thomas Tompion den größten Ruf als hervorragender Uhrmacher und Erfinder auf dem Gebiet der Uhrentechnik. Er wurde 1735 in Bodmin geboren und starb 1799 in Well Hall.

Er lernte zunächst bei seinem Vater die Uhrmacherei. er verbrachte etliche Jahre in Haag in Holland, um sich weiterzubilden und kehrte 1756 nach England zurück.

Es existiert eine kurze kuriose Geschichte, die John Arnold zugeschrieben wird: Auf der 120 m hohen Kirchturmspitze der Kathedrale von Salisbury mußte der Wetterhahn von Zeit zu Zeit nachgeölt werden, was im damaligen Jahrhundert schon mehrfach geschehen war. Es war eine große Menge Zuschauer auf dem Kirchplatz versammelt, als sich ein Uhrmacher namens Arnold bereit erklärte dort hinauf zu klettern und zusätzlich die Aufgabe zu übernehmen, gegen ein entsprechendes Entgelt auf der Spitze des Kirchturmes eine kleine Uhr zu reinigen und wieder innerhalb einer Stunde zusammen zu setzen. Er nahm die Uhr und sein Werkzeug im Bauchladen mit hinauf zur Spitze, mußte hinaustreten und außen über Eisenhaken in schwindelnder Höhe bis zur Spitze klettern. Er band sich rücklings am Wetterhahn fest und begann die Uhr zu zerlegen, zu reinigen und wieder zusammen zu setzen. Rechtzeitig kehrte er wieder zurück.

Es besteht berechtigter Zweifel an der Wahrheit dieser Geschichte, auch ist nicht sicher, ob es sich um unseren berühmten John Arnold handelte, der dies waghalsige Unternehmen wagte.

Es wird ihm nachgerühmt, daß er 1764 für König Georg III. eine Ringuhr mit
1/8 Schlagwerk und Zylinderechappement fertigte. Es handelte sich um einen Rubinzylinder. Um diese Uhr zu fertigen, mutße Arnold erst alle Werkzeuge selbst herstellen. Diese Uhr soll ihm einen Lohn von 500 Guineas eingebracht haben.

Er lebte und arbeitete von 1779 – 1799 in Well Hall bei Eltham in der Grafschaft Kent, wo er auch starb.

1769 wurde sein Sohn John Roger geboren, der das Erbe seines Vaters fortsetzte bis er selbst 1843 starb.

Arnolds Erfindungen:
John Arnold zeichnet sich nicht nur durch seine hervorragende Begabung für mechanische Dinge und besonders für die Uhrentechnik aus, sondern vielmehr durch seinen Gedankenreichtum für Neukonstruktionen, besonders beim Chronometerbau. Er stand mit dem „Bord of Longitude“ in Verbindung und erhielt große Unterstützung. Er erkannte zwei Dinge sehr genau, die zur Verbesserung der Ganggenauigkeit von tragbaren Uhren unverzichtbar waren. Der Temperatureinfluß mußte kompensiert werden, entweder an der Unruhe selbst oder am Regulierorgan. Die schädliche Reibung des Antriebsorganes mußte vermieden werden, also brauchte man eine andere Lösung des Uhrenantriebs, als das bislang bekannte Zylinderechappement.
Er konstruierte zunächst besondere Kompensationsunruhen. Er ließ sich Patente erteilen für seine Doppel-T-Unruh, Doppel-S-Unruh, OZ-, Z-, YZ-Unruh. Die Form der Unruh ähnelt in etwa der Form der Buchstaben.

Die Wärmedehnung regulierte die Schwungmassenverteilung.

Die zweite Möglichkeit bot sich dadurch, daß er mit Hilfe eines Bimetallstreifens den Regulierzeiger verschob und dadurch die wirksame Spirallänge veränderte.

1771 stellte er dem „Bord of Longitude“ seinen ersten Marinechronometer, den er „pivoted detent oft he sea-saw-type“ nannte, vor. Zu Deutsch: „Chronometer-Auslösehebel auf Zapfen gelagert, nach dem Prinzip der Wippe“.

Damit war Arnold der erste, der das Prinzip der Chronometerauslösung erfunden hatte. Später ersetzte er diesen Wippenmechanismus durch die Federauslösung. Er vermied damit die noch vorhandene Reibung in den Lagern der Wippe. Das Echappement versah er mit epizykloidischen Zähnen (die Epizykloide ist seit 1675 bekannt), um eine einwandfreie Kraftübertragung auf die Unruhe zu erreichen. Damit konnte die Unruhe, mit Ausnahme des Antriebswinkels während des Impulses bei jeder zweiten Halbschwingung, frei schwingen. Dieses freie Echappement wurde in der Folgezeit als „detached spring detent escapement“ bezeichnet und war der größte Fortschritt in der Uhrenkonstruktion.

Bemerkenswert ist, daß in der Arnold’schen Federhauslösung das Gangrad diese Feder auf Zug beanspruchte, wobei das Gangrad die epizykloidischen Zähne zum Antrieb der Uhr benutzte, währen nach oben stehende Stifte auf diesem Rad das Blockieren übernahmen. Mit dieser Erfindung trat Arnold in den entscheidenden Gegensatz zu Thomas Ernshow, dem jüngeren Zeitgenossen von Arnold.





IV.I.IV. Thomas Ernshow

*1749 - †1829, in London
Auch er baute eine Chronometerhemmung, die er dem “Bord of Longitude” vorstellte. Er kam aber sofort in Konflikt mit der Arnold‘schen Erfindung. Denn es handelte sich im Prinzip und die gleiche Idee, jedoch in anderer Ausführung. Bei Ernshow beansprucht das Gangrad die Hemmungsfeder auf Druck und der Gangradzahn besorgt sowohl den Antrieb als auch das Blockieren des Gangrades auf dem Stein der Hemmungsfeder.

Es brach in der Folgezeit ein hefiger Patentstreit zwischen Arnold und Ernshow aus, der noch lange nach Arnolds Tot durch seinen Sohn John Roger ausgetragen wurde.

Ernshow beschimpfte Arnold in gröbster Weise, bezichtigte ihn, ihm seine Erfindung gestohlen zu haben, und daß er überhaupt ein Marktschreier sei. Er scheute sich nicht zu behaupten, Arnold verwende nur deshalb Goldspiralen, da alle Stahlspiralen wegen seines Handschweißes sofort zu rosten anfingen. Er war Arnold auch einen Mitarbeiter, Mr. Lancaster, ab, wahrscheinlich um noch mehr über Arnold und seine Arbeit zu erfahren.

Trotz allem hat sich die Konstruktion von Ernshow letztlich durchgesetzt und ist die berühmte Chronometerfederhemmung mit Kompensationsunruhe geworden.

Dieser unerfreuliche Streit, der effektiv nichts brachte, konnte nie ganz beigelegt werden. Obwohl sich das Bord of Longitude beide Erfindungen für gleichwertig entschied und selbst eine Kommission des Unterhauses damit bemüht wurde.

John Roger Arnold und Thomas Ernshow erhielten letzten Endes 1805 beide die Prämie von jeweils £3000.





IV.I.V. John Roger Arnold

Sohn von John Arnold, *1769 - †1843. Er lernte 1792 – 1993 bei A.L. Brequet, mußte aber infolge der Flucht Brequets wieder nach England zurückkehren.

Es wird berichtet, daß Arnold eine Uhr von Brequet mit seinem Federchappement ausgestattet hatte, um seine Hochachtung vor Brequet zum Ausdruck zu bringen. Brequet seinerseits hat seinem Sohn John Roger Arnold 1808 den Taschenchronometer Nr. 11 zum Tourbillon umgebaut, um seinerseits seine Hochachtung vor dessen Vater zu beweisen.

John Roger Arnold arbeitete ganz im Stil seines Vaters weiter, verbesserte die Kompensationsunruhe durch verschiedene Neukonstruktionen, verbesserte die Bimetallunruhen mit Reguliergewichten und Regulierschrauben.

Nach dem Tod von John Roger Arnold kaufte Charles Frodsham, ein Urenkel von Harrison, das Geschäft von Arnold auf. Bis 1858 hieß das Geschäft „Arnold & Frodsham, chonometermakers, 84 Stand“.

Frodsahm-Chronometer erzielten hervorragende Gangergebinsse. Nr. 1 wies die minimale Abweichung von 0,57 sec./Jahr auf (wahrscheinlich ohne Berücksichtigung der Zwischendifferenzen).





IV.I.VI. De Baufre

*1689 - †1777, in London, 1675 Meister in Paris.

Seine Bedeutung liegt in der 1704 erfundenen patentierten Herstellung von Lochsteinen für die Lagerung von Zapfen (die schon Graham verwandte). Er arbeitete an dieser bedeutenden Neuerung mit Facio de Dullier und seinem Bruder Jakob.





IV.I.VII. John Ellicot

*1706 - †1772

Er verwandte hauptsächlich das Zyliderechappement, das er in allen seinen Uhren verwandte, ab 1740 mit 1/8 Schlagwerk. Er arbeitete hauptsächlich für Graham. Er stellte auch ein neuartiges Kompensationspendel vor.





IV.I.VIII. Stepehn Horsman

Er arbeitete sehr erfolgreich mit dem Repitierschlagwerkserfinder Daniel Quare zusammen.





IV.I.IX. Mathew Stogden

Er ist der Erfinder des „Alles-oder-Nichts-Schlagwerks“.





IV.I.X. Thomas Mudge

*1715 - †1794 in London und Plymouth

Er arbeitete, wie auch Ellicot und Stogden für Graham. Nach dem Tod von Graham im Jahre 1751 übernahm er dessen Werkstätte in der Fleetstreet. Er konstruierte und vollendete ein freies Ankerechappement mit konstanter Kraft. Außerdem verwandte er als erster Rubinsteine für Paletten und Ellipse. Sein Schiffschronometer von 1778 erreichte die Codezahl 11 (Hemmung mit konstanter Kraft).

In Basel befindet sich eine derartige Uhr im Kirschgarten-Museum.





IV.I.XI. Lacrum Kendal

*1721 - †1795, London.

Er stellte einen verbesserten Zeitmesser nach Art Harrison her und fertigte einen solchen im Auftrag der Regierung für die berühmte „Bounty“.





IV.I.XII. William Frodsham

*1728 - †1807, London

Experte für Seechronometer nach Earnshow und Harrison.





IV.I.XIII. Peter Litherland

*1756 - †1804, Liverpool

Seine bedeutende Erfindung war der Rechenanker, „rack-lever“.





IV.I.XIV. Henry Sully

*1680 - †1728, London und Paris

Er rühmte sich, die Äquation in einer Kleinuhr verwirklicht zu haben (1706).





IV.I.XV. Edward Massey

*1772 - †1852, London und Conventry

Er erfand einen Ankergang mit Rolle für die Ankergabel, sowie einen Remoniersystem durch Auf- und Niederschieben der Krone (pump winding). 1814 soll er den ersten Hebelanker gebaut haben, womit auf ihn der sog. „Englische Angergang“ zurückgeht.





IV.I.XVI. John Leroux

*In Paris, ab 1744 in London, †1808 in London

Er baute Ankeruhren, bei denen die ganze Hebung am Zahn des Ankerrades erfolgte, auch führte er am Anker einen Vorläufer des Zugwinkels durch die besondere Stellung der Paletten ein.

IV.I.XVII. Thomas Reid

*1746 - †1825, Endinburgh

Er baute Uhren mit doppeltem Ankerrad (Dupplexhemmung mit Sicherheitsfinger). Er verfasste zahlreiche Schriften über die Uhrmacherkunst.





IV.I.XVIII. Josiah Emery

*1725 - †1797, London

Er baute bereits 1774 erstmals Ankeruhren und soll wirklich der Erfinder des Zugwinkels beim Ankerechappement sein, den er 1782 patentieren ließ.





IV.I.IXX. Victor Kullberg

*1824 - †1890, London

Er war ein bedeutender Chronometerbauer. 1889 erreichte er mit einem Chronometer die Codezahl 9,1 und unterbot damit Thomas Mudge. Er baute 5000 Seechronometer, von denen 4000 auf Schiffen untergegangen sind. Die meisten davon in der Schlacht von Skagerrak.





IV.I.XX Edward Dent

*1790 - †1853

Ein tüchtiger Uhrmacher, der sich 1830 mit John Roger Arnold zusammentat und die Fa. Arnold & Dent gründete (1830 - 1840). Er erhielt 1829 einen Preis für seine hervorragenden Chronometer um bekam den Auftrag zum Bau einer großen Uhr für die Westminster-Abbey, die im Turm des Parlamentsgebäudes installiert und unter dem Namen „Big Ben“ weltberühmt wurde.

Dent konstruierte diese Uhr nach Plänen von Denison, mit der nach ihm benannten Denison-Hemmung, die ohne Öl funktioniert. Diese Uhr ist eine der größten bis heute existierenden Turmuhren und wurde 1859 nach fünf-jähriger Erprobung aufgestellt. Das Zifferblatt hat einen Durchmesser von 6,86 Meter, das Pendel wiegt 360 kg. Die Uhr arbeitet so genau, daß sie im Jahr nur wenige Sekunden differiert. Jedes Schlagwerk-Gewicht ist ca. 1 ½ Tonnen schwer. Die Schlagfolge entspricht dem berühmten „Wetminster-Schlag“.





IV.II. Frankreich

Die Reihe der bedeutendsten französischen Uhrmacher eröffnet ohne Zweifel der berühmte

IV.II.I. Julien Le Roy

*1686 in Tours, †1779 in Paris

Er erlernte das Uhrmacherhandwerk bei Le Bon und wurde 1713 „Maitre“, Meister. Als königlicher Uhrmacher wohnte er seit 1739 im Louvre. Von seinen vier Söhnen wurde nur einer, der später sehr berühmte Pierre, Uhrmacher. Er befasste sich bereits wissenschaftlich mit den Problemen der Ölhaltung, schrieb Abhandlungen über verschiedene Themen, z.B. über die Zapfen an Radwellen, über Unruhen, usw.

1717 stellte er eine Pendule vor, welche die wahre Zeit anzeigte. Später wurde er Direktor der „Société des Arts“ in Torus.

Um vor Kopien sicher zu sein, hatte er seine Uhren vierfach signiert. Besonders interessant sind die Spindelkloben, in denen das Filigran des Namenszuges „Le Roy“ zu erkennen ist.

Eine schöne Boulle-Uhr von Julien Le Roy befindet sich im Schloß Fontainebleau, eine Cartel-Uhr aus seiner Werkstatt in im Stockholmer Nationalmuseum zu sehen.





IV.II.II. Pierre Le Roy

Der älteste Sohn von Julien, *1717 – 1785 in Paris.

Er wird als der größte Uhrmacher Frankreichs aus der damalige Zeit bezeichnet und überragte alle seine Zeitgenossen. Wie sein Vater wohnte er im Louvre. Die königliche Akademie der Marine schrieb 1767 einen Wettbewerb aus für eine Methode, die Zeit auf dem Meer am besten zu messen. Pierre Le Roy legte eine Uhr vor (aus der Serie A), mußte aber mit mehreren Uhren ein Schiff besteigen und 3 Monate die Uhren unter staatlicher Aufsicht in Gang halten.

Er bekam den Preis.

Er war ein Wegbereiter für den späteren Seechronometerbau. Seine bedeutende Erfindung war die Dupplex-Hemmung. Auch er hatte 1770 eine neuartige Chronometerhemmung vorgestellt und verfasste eine Schrift über die Zeitmessung zur See. Er erhielt 1770 einen Preis von der Akademie der Wissenschaften. Er stellte sehr viele schöne Groß- und Taschenuhren her.





IV.II.III. Ferdinand Berthoud

*1727 - †1807

Er war ein hervorragender Uhrmacher, kam 1775 zu Pierre Le Roy, nahm aber an einem Wettbewerb mit Pierre Le Roy auf einem Schiff zur Erprobung von Seechronometern nicht teil. Zahlreiche Verbesserungen in der Uhrmacherei verdanken wir seinem Genie.

Er erfand (wahrscheinlich) unabhängig von Earnshow eine Chronometerfeder-Hemmung, die der von Earnshow sehr ähnlich war, und verfasste mehrere Schriften darüber.





IV.II. IV. Jean Antoine Lépine

*1720 - †1814

Hervorragender Uhrmacher, auf ihn geht die allgemeine Form der Taschenuhr zurück und er erfand die Kommahemmung, sowie einen schlüssellosen Aufzugsmechanismus.

1756 heiratete er die Tochter von André Charles Caron, in dessen Werkstätte er arbeitete. Fünf Jahre lang leitete er die von Voltaire eingerichtete Uhrenmanufaktur in Ferney. Er lieferte mehrere Uhren an Louis XVI., sowie an den spanischen Hof. Seine Uhren unterschieden sich bereits durch die Anordnung mit Koben und Brücken.





IV.II.V. André Chares Caron

*1732 - †1799

Er nannte sich nach seiner Heirat Piérre Augustin Caronde Beaumarchais (Figaros Hochzeit).

Inspiriert durch seinen Mitarbeiter Lépine erfand er die sogenannte „Doppelkomma-Hemmung“.





IV.II.VI. Jean de Hautefeuille

*1647 - †1724, Orléans

Er wurde bekannt durch die Erfindung eines neuartigen Rechenankers (ancre à rateau). Er soll die Anwendung der Spiralfeder in Zusammenhang mit der Unruh als Regulierorgan in Taschenuhren erfunden haben, konnte sich aber gegen Huygens nicht behaupten. Hautefeulle gab den Kampf auf, da er anscheinend von seiner Erfindung doch nicht so recht überzeugt war. Die Spirale war noch keine Spirale an sich, sondern nur eine gerade Feder vom Zentralrad zur Platine.





IV.II.VII. Abraham Louis Perrelet

*1729 - †1826, in Le Locle

Er war der Erfinder der Automatik-Uhr, da er ein System nach dem Pedometer-Prinzip zum Aufzug der Feder anwandte. Dieses System hat sich bis in die neuere Zeit erhalten. Ihm verdanken wir die Erfindung der Wälzmaschine und des Planteurs.





IV.II.VIII. Louis Frédéric Perrelet

*1781 - †1854. Le Locle

Er begab sich 1802 zu Breguet nach Paris und fertigte für ihn Echappements. Er baute Chronographen mit 1/10 Sekunde und mit dem bekannten Schleppzeiger (seconde rattrappante). Weiter baute er Marinechronometer mit Kompensationsunruhen aus Zink und Stahl.

Er eröffnete 1832 eine Uhrmacherschule mit sechs Schülern, die bis 1840 andauerte.





IV.II.IX. Jean Moise Pouzait

*1743 - †1793

Er zeichnete sich besonders dadurch aus, daß der seit 1788 an der ersten Uhrmacherschule in Genf lehrte. Er baute Uhren mit großer Unruhe, mit einer nach ihm benannten Ankerhemmung 1786. Das Ankerrad hat senkrecht stehende Stifte zum Antrieb des Ankers.





IV.II.X. Louise Amant

1730 – 1749 in Paris, Geburtsjahr unbekannt

Er erfand 1741 die Scherenhemmung, die auch seinen Namen trägt. Das Ankerrad ist mit Stiften versehen (èchappemet à cheville), die in den scherenartigen Anker eingreifen. Die Hemmung ist sowohl für Pendulen als auch für Kleinuhren geeignet.





IV.II.XI. Melly Frères

(Ruel & Ferdinand) Genf bis 1829

Sie bauten ein Echappement mit einem 9-zähnigen Rad und 4 Paletten (1809).





IV.II.XII. Robert Robin

*1742 / †1789

Seine Bedeutung liegt in der Erfindung eines Doppelhebungsechappementes. Außerdem befasste er sich mit der Zeitanzeige im Dezimalsystem.





IV.II.XIII. Jean Andrè Lepaute

*1720 - †1789

Er wurde berühmt durch Besonderheiten im Uhrenbau, z.B. einer Uhr, die bloß durch den Zug der Luft aufgezogen wurde, oder eine Pendeluhr mit Schlagwerk ohne Räderwerk. Er verbesserte die von Amant erfundene Scherenhemmung. Er befasste sich insbesondere mit der Doppenkommahemmung, kam aber deshalb mit Caron übers Kreuz.

Die ganze Familie Lepaute befaßte sich mit Uhren und es waren ihrer 11 berühmte Uhrmacher namens Lepaute.





IV.II.XIV. Pierre Frèdèric Ingold

*1787 - †1878, Paris - London – La Chaux de Fonds

Er war ein hervorragender Konstrukteur, baute Machinen zur Uhrenherstellung, insbesondere Räderschneidmaschinen mit nach ihm benannten “Ingoldfräser”, welche die Form der Epizykloide präzise herstellen konnten. Bekannt wurde er durch ein Ankerechappement, bei dem der Anker 3 Palette aufweist.





IV.II.XV. Abraham Louis Breguet

*1747 - †1823

Abraham Louis Breguet gilt als der bedeutendste Uhrmacher seiner Zeit, der nicht nur ein hervorragender Konstrukteur und Präzisionsmechaniker war, sondern die Uhrmacherei einer ganz neuen Dimension entgegen geführt hat. Er erhob das Grundkonzept der Uhrmacherei zur Kunstform. Er eroberte sich Geltung in ganz Europa und genoß die Gunst der Könige.

Seine Erfindungen und sein Organisationstalent befähigten ihn, in der Uhrenherstellung einen eigenen Weg zu gehen, so daß jede ihm gefertigte Uhr ein Kunstgegenstand besonderer Art geworden ist, ja es glich von den etwa 4000 von ihm gefertigten Uhren kein einer anderen. Er erreichte eine Vollendung in allen Einzelheiten und Konstruktionsmerkmalen, die bis dahin von keinem in der Uhrmacherei erreicht wurde.

Sein Geburtsort ist Neuchâtel in der Schweiz, wo er 1747 das Licht der Welt erblickte. Mit fünfzehn Jahren kam Beguet nach Versailles in die Uhrmacherlehre. Der junge, sehr talentierte Breguet erwarb bald das Interesse des Königs, der selbst ein großer Uhrenfreund war.

Im Jahr 1775 gründete er mit seiner Frau Wohnheim und Geschäft in Paris am Quai d‘ Horloge. In dieser Zeit lernte er auch Ferdinand Bertoud kennen, der schon damals ein berühmter Uhrmacher war und den Breguet in Folge seiner Wissenschaft sehr schätzte. Zur selben Zeit war in London schon Arnold ein berühmter Uhrmacher und beide verband eine tiefe Freundschaft. Es ist bekannt, daß sie sich gegenseitig ihre Söhne zur Ausbildung sandten.

Um 1780 bereits befaßte sich Breguet mit selbstaufziehenden Uhren und verbesserte die von Abraham Louis Perrelet gemachte Erfindung wesentlich. Er nannte die Uhren „montres perpetuelle“. Breguet konzentrierte sich fortan auf Neuschöpfungen und Entwicklungen besonderer Art, vornehmlich für die Königshäuser in ganz Europa. Die Entwürfe für seine Zifferblätter, Gehäuse und Zeiger zeigten einen besonders schönen Stil und Geschmack, der für Kenner unverwechselbar ist.

Seine Verbindungen zur Aristokratie und zum Königshof machten ihn 1793 verdächtig und er schwebte infolge der Revolution in höchster Gefahr. Er floh 1793 zu Perrelet in die Schweiz. In Neuchâtel und Le Locle errichtete er neue Werkstätten und konnte alsbald wieder Uhren an den russischen und englischen Hof senden.

Da er weder ausreichend Werkzeug noch genügend Arbeitskräfte hatte, war die Produktion äußerst schwierig. Er war entschlossen, wieder nach Paris zurück zu kehren. In Paris aber war er als Verräter bekannt, seine Güter wurden eingezogen und die Rückkehr bedeutete äußerste Lebensgefahr. Trotzdem machte er in der Schweiz weitere bedeutende Erfindungen, besonders den ewigen Kalender, Blindenuhren und auch die Uhr, die er „Sympathique“ nannte. Auch soll er in dieser Zeit seine Geheimsignatur eingeführt haben, da seine Uhren in Frankreich sehr oft kopiert und auch seine erbeuteten Uhren zu hohen Preisen verkauft wurden.

1795, in einer Zeit wirtschaftlicher Not in Frankreich, kehrte er nach Paris zurück. Er bekam die Aufgabe, die Uhrenherstellung in Versailles wieder aufzubauen. Eine Aufgabe, die er gerne übernahm, schon um seine eigene Uhrenproduktion wieder in Gang zu bringen. Er bestand sogar auf die Rückerstattung seines Hauses am Quai d‘ Horloge. Es begann seine fruchtbarste Zeit, und sein Ansehen wuchs über die Grenzen Europas hinaus.

Zu seinen namhaftesten Kunden aus aller Welt zählte Napoleon I., sowie der Herzog von Orléans, der Herzog von Wellington, vor der Revolution sogar die Königin Marie-Antoinette, die Gemahlin von Louis XVI.

Sein Geschick beim Auffinden von geeigneten Mitarbeitern sicherte ihm zeitweilig einen Stamm von Leuten, die für ihn arbeiteten. Er erlaubte sogar Mitarbeitern, die sich selbstständig machten, ihre Uhren mit „Elèves de Breguet“ zu signieren.

Er war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und des Marine-Departements. Er gehörte dem Längenbüro an und war Ritter der Ehrenlegion. Als Mensch war er hoch geachtet und hatte viele Freunde in ganz Europa.

Im Jahre starb er im Lebensjahr, nach vielen geschäftlichen Erfolgen und zahlreichen Ehrungen.

Seit 1787 nannte er seine Firma „Breguet“, ab 1827 „Breguet et fils“, da er seinen Sohn Louis Antonie in die Firma mit aufnahm.

Ab 1795 verwandte er seine Geheimsignatur (auf dem Zifferblatt, unter der 12).

Allen Rechnungen lag eine Äquationstabelle bei, um Reklamationen bezüglich vermeintlicher Ungenauigkeiten vorzubeugen. Es gab damals noch keine allgemeine Weltzeit.

Er unterhielt Zubringerdienste führ fast alle Rohwerke und Ersatzteile. Es wäre nahezu unmöglich, daß der alle seine Uhren selbst gefertigt hätte. Viele Stücke wurden erst nach seinem Tod von seinem Sohn Louis Antonie fertiggestellt.





Breguets Konstruktionen und Erfindungen

Im Allgemeinen läßt sich das Gesamtwerk Breguets folgendermaßen überschauen:Einfache Uhren:Diese Uhren enthielten im allgemeinen Zylinder-Echappement mit Rubinzylinder und Themperaturkompensation durch bimetallische Kurvenstücke am Rückerzeiger.
Die bessere Ausführung hatte ein Anker-Echappement, und Steinlager in allen Rädern, sowie Stoßsicherung (Parachute). Da Breguet bereits eine große Zugfeder mit vielen Windungen verwandte, mußte er das Zifferblatt exzentrisch anordnen, eine Besonderheit bei Breguets Uhren.
Metallzifferblätter aus Silber weisen meist eine feine Guillochierung auf und haben römische Zahlen, während Emaille-Zifferblätter arabische Zahlen haben und unter der 12 die Geheimsignatur tragen.
Zylinderuhren stattete er mit fliegenden Zylindern aus, eine technische Meisterleistung. Ab 1780 stellte er guillochierte Blätter und Gehäuse her.

Subskriotions-Uhren:Es handelt sich um Uhren einfachen Typs mit einem Zeiger, die er zu einem niedrigen Preis anbot.Montres à tact: (Blindenuhren)Diese Uhren hatten Zeiger und Knöpfe zum Abtasten der Zeit.Perpetuelles: (Selbstaufzuguhren)Breguet nannte diese Uhren selbst „Perpetuelles“ immer gehende Uhren durch Selbstaufzug). Die Zugfeder wird durch ein Platingewicht immer nachgezogen, ähnlich dem Pedometerprinzip.

Repetier- und Schlagwerkuhren:Er verwandte das „Alles-oder-Nichts-Schlagwerk“. Die Hämmer schlugen an das Gehäuse (à toc) oder auf eine Gongfeder (seine Erfindung) oder gemischt, d.h. nur der Hammer für die Minute schlug gegen eine Gongfeder. Seine Uhr „Repetition à quantième“ ist eine 10-Minuten-Repetition-Uhr mit Datumanzeige. Breguet zeigte höchste Vollendung in seinen Schlagwerken, die er „montes à répétition sur les principes chronomètres“ nannte. Diese Vollendung wurde bis dahin von keinem anderen Uhrmacher erreicht. Im Allgemeinen verwandte er für ¼ und 1/8 Schlagwerke nur einen Rechen. Alle Uhren haben ein Anker-Echappement mit Kompensationsunruh, mit Stoßsicherung und Breguet-Spirale, ¼ oder 1/8 Schlagwerk. Er verbesserte auch den Drückermechanismus um das Repetier-Schlagwerk zu spannen. Tourbillons:Breguet soll 1795 das Tourbillon erfunden haben, das aber erst 1801 patentiert wurde. Er verwandte hierzu die Chronometer-Hemmung nach John Arnold. Breguet baute Mitnuten-Tourbillons, später auch vier- und sechs-Minuten-Tourbillons. Er verwandte in frühen Tourbillons sogar ein „Echappement naturell“, kam aber später davon ab. Stoppuhren und Chronographen

Taschenchronometer

MarinechronometerBeim Bau von Marinechonometern, den er verhältnismäßig spät begann, hielt sich Breguet an englische Vorbilder. Sie zeichnen sich aber durch besondere Feinheiten und durch ingenieurmäßig hervorragende Entwürfe aus. Statt Schecke mit Kette verbaute er zwei Federhäuser. Sternwartenuhren

Reiseuhren

Hermometer

Kompizierte UhrenSolche Uhren zeigen häufig ein Thermometer, Datumanzeige, Mondphase, Mondalter, ewiger Kalender, Äquation (welche allerdings nur in ganz hochwertigen Uhren zu finden ist).
Die berühmteste komplizierte Uhr ist zweifelsohne die sogenannte:
„Marie-Antoinette“.
Sie enthält alle bis dahin bekannten Komplikationen. Beim Auftrag wurden weder Termin noch Preis vereinbart. Sie soll erst im Jahr 1820 vollendet worden sein, obwohl der Auftrag bereits 1783 erteilt wurde. Sie wurde damals auf einen Wert von 16.800 Franc geschätzt.
Sie zeigt nicht nur die Äquation, sondern verfügt auch über einen ewigen Kalender, hat eine Zentralsekunde, Minutenrepetition, Selbstaufzug, Thermometer, Auf- und Ab-Anzeige. Die Platinen und Brücken, sowie alle Räder sind aus Gold. Er verwandte sein Echappement naturell.
Diese Uhr sollte nach Breguets Vorstellung ein Dokument der gesamten Uhrmacherkunst des 18. Jahrhunderts sein, in der Uhr sollen alle bis dahin bekannten Komplikationen verbaut sein, soweit dies in Taschenuhren möglich war.
Sie befindet sich heute im Mayer-Museum in Jerusalem.HausuhrenDie Wand- und Standuhrenfabrikation ist zahlenmäßig begrenzt und solche Uhren wurden größten teils in fremden Werkstätten hergestellt und verkauft, vornehmlich in La Caux de Fonds.SympathiquesDiese von Breguet so genannten Uhren sind besonders reizvoll, weil sie in ihrer Art einmalig sind. Es gibt nur wenige und sie sind nur von geringer wissenschaftlicher Bedeutung.
Er nannte diese Uhren deshalb „Sympathiques“, weil zwei Uhren miteinander „leiden“. Eine Taschenuhr konnte abends auf eine Tischuhr gesteckt werden, die dann automatisch aufgezogen und nachreguliert wurde.
Es ist bekannt, daß Zar Nikolaus I. eine Sympathiques“ gekauft hatte, um sie seiner Tochter zu schenken. Weiter befindet sich eine in der königlichen Sammlung in London. Eine weitere soll 1836 Herzog Philipp von Orlèans gekauft haben. Solche Uhren wurden von keinem anderen Uhrmacher hergestellt.Das Èchappement naturellEs handelt sich um eine eigenartige Konstruktion der Ankerhemmung. Breguet erkannte wahrscheinlich sehr bald, daß er mit dieser Konstruktion einen Fehler beheben wollte, dafür aber zwei andere einbaute. Deshalb kam er wieder davon ab. Es existieren nur wenige Uhren mit diesem Èchappement naturell, die Marie-Antoinette-Uhr und eine weitere befindet sich in Paris im Museum.





IV.III. Schweiz

Unter den Schweizer Uhrmachern findet besondere Beachtung der Genfer:

IV.III.I. Antoine Tavan

*1749 - †1836, Genf

Er stellte bereits 1805 zehn große Èchappement-Modelle her, besonders im Auftrag der Fa. Melly Frères, worunter drei von ihm selbst erfunden wurden. Er legte den Grundstein für die bekannte (bis heute verwandte) ‚“Schweizer Ankerhemmung“ mit Kolbenzähnen.

IV.III.II. Pierre Jacquet Droz

*1721 - 1791, La Chaux de Fonds

und sein Sohn

Henri Louis Jacquet Droz

*1752 – †1791

Beide waren hervorragende Uhrmacher für Pendulen und Kunstuhren mit Glocken- und Flötenspiel. Ihnen beiden kommt besondere Bedeutung zu, weil sie großes Aufsehen mit ihren Figurenautomaten erregten. Im Museum in Neuchâtel stehen ihre berühmten „Androiden“:
Die Musikerin (sie spielt auf einer Orgel mit Flötenklang)
Der Schriftsteller (er schreibt einen kurzen Text)
Der Zeichner (er zeichnet den Kopf Ludwigs XIV)
Diese drei Figurenautomaten aus der Sammlung Marfels konnten vom Museum in Neuchâtel 1906 zurückgekauft werden.





IV.IV. Dänemark

Urban Jürgensen

*1776 - † 1830, Kopenhagen

Ein hervorragender Hersteller von Chronometer und Beobachtungsuhren. Zu erwähnen ist sein Jürgensen-Pendel mit Temperaturkompensation. Berühmt ist seine Chronometer-Hemmung mit zwei Chronometer-Rädern.





IV.V. Deutschland

IV.V.I. Peter Henlein

Sein Geburtsjahr ist nicht genau bekannt. Entweder 1479 oder 1485. Hier streiten sich die Gelehrten. Von Beruf war er Schlosser, wie allenthalben das Uhrmacherhandwerk aus der Schlosserzunft hervorging. Mit Sicherheit ist er aber im Jahr 1509 in das Nürnberger Meisterbuch eingetragen worden.
Es wird ihm die Erfindung der Taschenuhr 1510 nachgerühmt, was aber nicht eindeutig zu belegen ist. Die Uhren der damaligen Zeit hatten anstatt der Spiralfeder zwei senkrecht stehende, verschiebbare Schweineborsten, an welchen die Unruhe beim Hin- und Herschwingen anschlug. Die Uhren hatte den Namen „Nürnberger Eierlein“, was aber vom lateinischen Wort „hora“, die Stunde, die Uhr, also Horlein herkommt.
Die Kleinuhrmacherei hat in Deutschland nicht die Bedeutung erlangt, wie z.B. in Frankreich oder England, jedoch einzelne Meister errangen hohe Bedeutung.

So finden wir in Augsburg einen Johann Peter Mayr (1740), der besonders schöne Emailuhren herstellte.

In Nürnberg erwarb Johann H. Luemer (1740) mit seinen herrlichen Emailuhren hohes Ansehen.

Als Hauptort der zeitgenössischen Uhrenherstellung ist wohl Dresden zu nennen, wo

Carl Heinrich Weisse *1722 - †1784
Friedrich August Kolb *1754 - †1838
Heinrich Seifferth *1751 - †1818

Als bedeutende deutsche Uhrmacher bekannt wurden. Von ihnen sind Stücke im Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden zu sehen.

Aus Dresden stammt auch die berühmte Familie Lange.





IV.V.II. Ferdinand Adolf Lange

*1815 in Dresden -

*1815 in Dresden -†1875 in Glashütte

Ferdinand Adolf Lange war der bedeutendste deutsche Uhrenhersteller, der den Ruf der deutschen Präzisionsuhr in die Welt hinausgetragen hat. Er lernte bei dem Dresdner Hofuhrmacher Johann Gutkaes.
Um sich weiter zu bilden, ging er nach London, Paris und in die Schweiz, er hatte das Glück, noch bei eine Schüler von A.L. Breguet (Winnerl) weiter zu studieren.
1842 heiratete er die Tochter seines Lehrmeisters Johann Gutkaes und arbeitete in seiner Firma weiter.
1845 gründete er in Glashütte zunächst eine Lehrwerkstatt, um mit einem Stamm von Fachkräften eine Uhrenfabrikation aufzuziehen.
Es ist bekannt, daß A. Lange als erster Fabrikant das metrische System einführte und seine Messinstrumente auf 1/100 mm eichte. Auch richtete er in Glashütte viele kleinere Spezialwerkstätten ein, welche die Zulieferung der benötigten Einzelteile besorgten.

IV.V.III. Die Söhne

IV.V.III.I Richard Lange

*1845 - †1932

Nach gründlicher Ausbildung trat er 1868 in die väterliche Firma ein, weshalb ab diesem Zeitpunkt die Bezeichnung „A. Lange und Söhne, Glashütte bei Dresden“ eingeführt wurde.

IV.V.III.II. Friedrich Emil Lange

*1849 - †1922

Nachdem sein Bruder 1886 aus der Firma ausschied, leitete er allein den Betrieb bis zu seinem Tode 1922. Es wurden ihm höchste Auszeichnungen verliehen. Dessen Söhne Otto und Rudolf konnten die Firma noch bis zum Ende des 2. Weltkrieges weiterführen.

Die Lange Uhren:
Die Firma Lange stellte alle Typen von Präzisionsuhren her, die benötigt wurden: Pendulen, Seechronometer, Präzisionstaschenuhren aller Art.
F.A. Lange beschäftigte sich vor allem mit einer Spezialisierung der Hemmungspartie. Wir kennen die „Glashütter Ankerhemmung“, die Kompensationsunruhe mit Breguet-Spirale und mit konischer, eingeschlagener Unruhwelle, verdeckter Hebelsteine, Begrenzung durch eine Bohrung in der Platine, in die ein Stift des Ankers eintaucht. Es dauerte noch einige Jahre bis Lange zum Goldanker überging, der in Langeuhren eine besondere Berühmtheit erlangte.
Zum Regulieren verwandte Lange neben dem Rückerzeiger noch vier besondere Abgleichschrauben am Unruhreif. Um die Spirale nicht zu deformieren konnte man diese mit einer eigenen Verschraubung vom Kloben lösen.
Weiter führte A. Lange in allen Uhren den Kronenaufzug ein, bekannt ist die geteilte Aufzugwelle.
Alle Werke zeichnen sich durch elegante ¾ Platinen aus. Insbesondere versuchte Lange den Anker auszuwuchten und so leicht wie möglich zu machen.

F.A. Lange fertigte drei Qualitäten:

ALS: A. Lange und Söhne Glashütte bei Dresden

DUF: Deutsche Uhrenfabrik Glashütte in Sachsen

OLIW: Original Lange Inlandswerk (nach Herkner)

Die ALS-Uhren zeigten die feinste Ausführung. Das Uhrgehäuse besteht aus 750/- Gold. Die Lagersteine aus Rubin sind in Goldfutter gefaßt, Ankerrad und Anker sind mit Decksteinen versehen, der Unruhkloben trägt eine Diamantdecke. Die Feinregulierung mit Schwanenhalsfeder wird 1898 eingeführt.

Einen besonderen Ruf erwarb sich die Firma A. Lange und Söhne durch ihren komplizierten Uhren.

Einfache Chronographen, doppelte Chronographen (Schleppzeigerchronographen), Viertel-Repetition, Minuten-Repetition, Kombination aus Chronographen und Minuten-Repetition, Ewiger Kalender, selbstschlagende Minuten-Repetition, Uhren für Wissenschaft und Navigation.

Die komplizierteste Uhr der Fa. A. Lange und Söhne war eine goldene 750/- Sprungdeckeltaschenuhr. Sie hatte ein selbsttätiges Schlagwerk, Minuten-Repetition, Doppelchronograph, Minutenzähler und Ewiger Kalender (Datum, Monat, Wochentag, Jahr und Schaltjahr) selbsttätig anzeigend.

Eine Sonderstellung nehmen die Tourbillon- und Karusell-Uhren der Fa. A. Lange und Söhne ein. Diese Uhren erhielten in Verbindung mit dem Glashütte Originalkaliber im Jahre 1899 gesetzlichen Schutz.





IV.V.IV. Karl Moritz Grossmann

Er war ein hervorragender hochgebildeter Fachmann und fertigte selbst Uhren, speziell Sekundenpendeluhren. Er stand mit A. Lange in Verbindung. Sein bedeutendster Mitarbeiter war Ludwig Strasser.





IV.V.V. Julius Assmann

*1827 in Stettin

Er war der Schwager von F.A. Lange, kam 1850 nach Glashütte, eröffnete 1852 eine eigene Uhrenfabrikation und trug wesentlich zum Ruf der Glashütter Uhrenindustrie durch die hohe Qualität seiner Erzeugnisse bei. Er gehörte bis zu seinem Tod dem Aufsichtsrat der Deutschen Uhrmacherschule in Glashütte an.

IV.V.VI. Die Glashütter Schule

Am 1. Mai 1878 konnte Moritz Grossmann im Namen des neu gegründeten Zentralverbandes der Deutschen Uhrmacher in Glashütte die erste Deutsche Uhrmacherschule in Glashütte eröffnen. Ihr erster Direktor war Heinrich Lindemann.

Als Lehrer an der Schule waren u.a. folgende Herren tätig:

Ludwig Strasser
Hermann Rommershausen
Dr. Karl Giebel
Paul Assmann
Richard und Emil Lange

Sowie für den praktischen Unterricht von 1913 – 1954 der unvergessene Gewerbestudienrat Alfred Helwig.

Er ist der Erbauer der ersten Glashütter Uhr mit fliegendem Tourbillon, die er zu seiner Meisterprüfung 1922 anfertigte. Es handelt sich um ein 5-Minuten-Tourbillon mit Ankerhemmung.

Er beschreibt das Tourbillon genau in seinem Buch „Drehganguhren“.

Alle von den Glashütter Schülern angefertigten Uhren im Glashütter Stil sind Einzelarbeiten und Kostbarkeiten höchster Güte.













Robert Schleich
Oberstudienrat a.D.

26. Juli 1981